Vogelbeobachtung 19 - Ornithologischer Verein Gais AR

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Vogelbeobachtung 19

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Fotos oben Hansjörg Hörler

Gut besuchte vogelkundliche Exkursion im Gaiser Siedlungsraum
 
 
Der Ornithologische Verein Gais und der Trägerverein des Walderlebnisraums Gais haben am vergangenen Samstag zu einer frühmorgendlichen Vogelbeobachtungsrunde eingeladen. Mehr als zwei Dutzend Teilnehmende brachten viel Wissenswertes über unsere gefiederten Nachbarn in Erfahrung.
 
Die Wetterprognosen für Samstag stellten wenig Verheissungsvolles in Aussicht. Ob da wohl jemand die Mühen einer frühen Tagwache auf sich nehmen und um sechs Uhr auf dem Schulhausplatz erscheinen würde? Doch wieder einmal war auf Wilhelm Busch Verlass, der uns seinen in vielen Lebenslagen passenden Ausspruch „Denn erstens kommt es anders, uns zweitens als man denkt“ hinterlassen hat. Über Gais war stellenweise blauer Himmel auszumachen, und während des ganzen vierstündigen Rundgangs blieben die Schirme ungeöffnet.
 
 
Lichtintensität als „Weckordonnanz“
 
 
Verlass war auch auf die Vögel, die sich von der wenig maienhaften, um den Gefrierpunkt sich bewegenden Temperatur nicht davon abhalten liessen, ihre morgendlichen Gesänge anzustimmen. „Es ist die zunehmende Lichtintensität, die die Vögel nach der Nachtruhe veranlasst, sich akustisch bemerkbar zu machen“, erklärte Rainer Ernst das von Giebeln und Bäumen herunter anhebende Konzert, das gerade einem Frühlingsmorgen diesen unvergleichlichen Zauber verleiht. Zusammen mit Röbi Nagel führte Rainer Ernst die Exkursionsteilnehmerinnen und -teilnehmer durch den Gaiser Siedlungsraum, dem diesmal die ornithologisch ausgerichtete Aufmerksamkeit galt.
 
 
Futterbasis wird immer knapper
 
 
Das zu früher Stunde als besonders intensiv empfundene Tirilieren könnte den Eindruck vermitteln, die Vögel fühlten sich ausgesprochen wohl. Dem ist aber nicht a priori so. Die zunehmende Zersiedelung mit all ihren negativen Auswirkungen schlägt auch auf die Vogelwelt durch, indem die Futterbasis immer eingeschränkter wird. „In mancher Hinsicht ist es schon lange höchste Zeit, dass wir unser Verhalten ändern und mit geeigneten Massnahmen den Lebensraum der Vögel wieder aufwerten“, plädierte Rainer Ernst für mehr Rücksichtnahme. Die Möglichkeiten beschränken sich nicht nur auf die Installation von Nistkästen. Auch beim Häuserbau – wenn es etwa um Nistmöglichkeiten für Schwalben geht – oder mit dem Pflanzen von Hecken liesse sich schon viel erreichen.
 
 
Eigenartige Verhaltensweisen
 
 
Kundige Führung vorausgesetzt – wofür Röbi Nagel und Rainer Ernst bürgten –, erfährt man sehr viel Staunenswertes. Da ist beispielsweise der Mauersegler, der sich vehement für seinen Brutplatz zu wehren weiss. Oder die Misteldrossel, die sich Greifvögel vom Leib hält, indem sie diese regelrecht bekackt. Da sind die unterschiedlichen Warnrufe der Amseln. Höchst bemerkenswert ist auch das Verhalten des Zaunkönigs, dessen Männchen Nester zur Auswahl errichtet, die dann vom Weibchen begutachtet werden, ehe sie sich für das schönste entscheidet. Und die Gegend zwischen Mendle- und Zwislenbach dient Watvögeln, so genannten Limikolen, mitunter als Rastplatz auf ihrem Durchzug.
 
 
Der Rundgang-Höhepunkt
 
 
Auch angesichts der unumstösslichen Tatsache, dass die Artenvielfalt bei den Vögeln kleiner geworden ist, hielt der Rundgang durch die Gaiser Quartiere doch viele beglückende Begegnungen bereit. Gesichtet wurden Amsel, Haussperling, Bachstelze, Misteldrossel, Hausrotschwanz, Kohlmeise, Ente, Distelfink, Buchfink, Tannenmeise, Nonnenmeise, Zaunkönig, Zilpzalp, Kleiber, Goldhähnchen, Buntspecht, Rotmilan und Mäusebussard. Oben auf der Allee dann die Kulmination: Fernrohr und Feldstecher konnten einen Trauerschnäpper ins Visier nehmen, was nach Einschätzung der Experten einem Glücksfall gleichkommt.
 
Die Freude ist gross beim Entdecken eines Trauerschnäppers.
Text und Foto unten Martin Hüsler
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