Haussanierung - Ornithologischer Verein Gais AR

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Haussanierung

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Sanieren mit Rücksichtnahme
Mitte September 2012 klingelte bei mir das Telefon und die Anruferin hatte folgende Frage:
„Wir möchten unser Haus sanieren, d.h. auf dem Dach soll eine Solaranlage installiert und die Aussenwände müssen isoliert werden. Wie müssen wir vorgehen, damit wir unsere Untermieter – sprich Mauersegler – nicht verlieren? “ Dank dem grossen Verständnis der Hausbesitzer, Familie
Schwarz an der Gäbrisstrasse, war die Antwort schnell gefunden:

1. Das Gerüst darf erst Mitte August 2013 aufgestellt werden.
2. Der bereits vorhandene Spalt zwischen Unterdach und Dachrinne darf nicht
   
mit Lochblech oder dergleichen verschlossen werden.
3. Vorhandene Gelege dürfen nicht zerstört werden.
4. Gelegenheit nutzen, um Fangbrettchen zu montieren, damit die Eier nicht auf
   
dem schrägen Unterdach herunter rollen.
5. Diese Wünsche und Anregungen mit den beteiligten Fachleuten (Dachdecker,
   
Zimmermann/Schreiner, Solaranlagebauer etc.) besprechen.

Es ist Sommer 2013.

Die Mauersegler sind aus Südafrika zurück und ziehen ihre Jungbruten auf. Drei Monate später sind sie bereits wieder auf dem Weg in den Süden, in ihre Winterquartiere. Somit kann mit dem Gerüstbau an besagtem Haus begonnen werden.

Einer der sechs alten Nistkästen ist noch von einem Spatzenpärchen belegt. Gegen Regen geschützt und an das Gerüst gehängt wird die Brut weiter gefüttert und fliegt ca. eine Woche später erfolgreich aus.
Ich habe die Zeit genutzt, um zwei zusätzliche Nistkästen und 15 Fangbrettchen zu zimmern. Die auf der Ostseite bereits vorhandenen alten sechs Nistkästen müssen herunter genommen, gereinigt und geflickt werden. Neu gestrichen und montiert stehen der Vogelwelt nun acht Nistmöglichkeiten zur Verfügung.

Fangbrettchen

Alte, renovierte Nistkästen  /  Zwei Nisthilfen auf der Südseite

Weitere Nisthilfen für die Mauersegler                                                              
Wie besprochen, weitet der Schreiner/Zimmermann den Spalt zwischen Unterdach und Dachrinne auf durchgehende 4 cm auf, und dies auf der ganzen Westseite des Hauses. Somit entstehen 15 weitere Nistmöglichkeiten für Mauersegler.

Aufgeweitete Einflugöffnung
Ohne Zweifel werden auch unsere Haussperlinge diese tollen Nistgelegenheiten entdecken, aber was soll`s? Auch sie gehören zu unserer Vogelwelt und Familie
Schwarz hat grossen Wert darauf gelegt, dass sie auch nach der Sanierung nicht auf das fröhliche Spatzengezwitscher verzichten möchte. Solche Worte erfreuen jeden Vogelliebhaber.

Fangbrettchen und Steighilfen werden montiert
Nach dem Entfernen der zwei untersten Reihen Dachziegel kann ich die Steighilfen aus Dachpappe und die 15 Fangbrettchen antackern. Die Steighilfen helfen den Mauerseglern auf dem glatten Unterdach besser nach oben zu klettern.

Alles ist sauber verlegt und das Dach ist wieder geschlossen. Die hybrid Solarpanels, welche Warmwasser und  Strom produzieren, stört die Mauersegler nicht in ihrem Brutgeschäft.

Bei der letzten Zählung im Jahr 2006 brüteten an diesem Haus noch 9 Brutpaare und im Sommer 2012 waren es gerade noch zwei. Gründe für den dramatischen Rückgang gibt es viele, so z.B. das hermetische Verschliessen der Dächer (dies trifft aber für den obigen Fall nicht zu). Hoffen wir, dass sich der Bestand wieder erholen wird, die Voraussetzungen dafür sind gegeben.
Dass mit etwas gutem Willen und Einfallsreichtum ein Seglerkasten auch als gestalterisches Element dienen kann, zeigt die Ostfassade der renovierten Chälblihalle in Herisau.
Bei dieser Gelegenheit sei einmal mehr darauf hingewiesen, dass die Anwesenheit von Mauerseglern keine Verkotung der Hauswände zur Folge hat.

Nochmals herzlichen Dank an Familie Schwarz, dass sie bei der Sanierung an die Vogelwelt gedacht hat.
Text und Fotos:  
Rainer Ernst  

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