Exk.Kaltbrunn 06.06.10 - Ornithologischer Verein Gais AR

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Exk.Kaltbrunn 06.06.10

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Frühsommertag

Heisser ungewohnter Sonnenschein nach wochenlangen Dauerregen, Winnie Rutz vom Pro Natura Betreuungsteam und der Präsident des Ornithologischen Vereins Reinhold Wick begrüssten die 10 Vogelkundigen aus Gais zu ihrer Frühsommerexkursion im Kaltbrunner Riet. Mit zur Begrüssung gehörten auch der melodiöse Gesang der Mönchsgrasmücke und die gemächlich wandelnden Störche, die auf der frischgemähten Wiese nach Fressbarem stocherten. Die Störche gehören ja seit Jahren zum Dorfbild von Uznach, bleiben im Winter teilweise hier und werden dann auch gefüttert.
Frau Rutz hatte seit dem frühen Morgen einen besonderen kleinen Vogel beobachten können. Tatsächlich sass er noch immer draussen in der Rietwiese zuoberst auf einem dünnen Stämmchen und durchs Fernrohr konnte man seinen vibrierenden Schwanz und die hochgereckte Kehle sehen. Offensichtlich hatte der kleine Single mit seinem mechanischen Schwirrgesang noch immer keinen Erfolg gehabt, denn sonst wäre er jetzt wohl mit Familienaufgaben beschäftigt. Übrigens heisst er Feldschwirl und ist für viele von der Gruppe ein echtes Highlight.

Das Kaltbrunner Riet

Inmitten von üppigen Wallwurzpflanzen, von gelben Schwertlilien, von Sumpfgräsern, Teichrosen und Schilf hörten die Gaiser Näheres über die Geschichte des Kaltbrunner Riets.
Vor der Melioration war die Linthebene ein riesiges Schwemmland, das jährlich überflutet wurde und für Malariamücken ein Eldorado bildete. Seit der Fluss sein Geschiebe im Walensee ablädt und durch einen strengen Kanal zum Zürichsee geleitet wird, wurde der grösste Teil der Ebene trockengelegt und landwirtschaftlich genutzt. Nur ein verschwindend kleiner Teil konnte von Pro Natura für Flora und Fauna gerettet werden. Da sich durch die Trockenlegung das Gelände bis zu 1,50m senkte, drohte auch das Feuchtgebiet auszutrocknen, sodass es durch ein spezielles System hie und da geflutet werden muss. Pro Natura muss das Reservat immer wieder gegen die Ansprüche von Bauern, von Strassen- und Flugverkehr verteidigen….
In der nahen Infohütte gab es Wissenswertes zu lesen und alle hier schon gesichteten Vögel im Schaukasten zu bestaunen. Draussen auf dem Mäuerchen sonnte sich eine behäbige Zauneidechsenfrau und zeigte ihren grüngelben Bauch. Immer intensiver wurde auf dem Weiterweg auch das Froschkonzert aus den nahen Teichen. Ein von Frau Rutz "versprochener" Laubfrosch wurde denn auch bald in einer Blattachsel beim Sönnele entdeckt. Fast nicht auszumachen war der kleine, putzige Kerl mit seiner grünen Tarnfarbe.
Vom nahen Beobachtungsturm aus war der Blick frei auf die Rietwiesen und die Wasserteiche und -gräben des ehemaligen Mövenreservats. Vor einem Jahr waren sie ausgezogen, die Lachmöven, auf eine neue  Kiesinsel bei Rapperswil. Das durchdringende Geschrei wich dem beschaulicheren Froschgequake. Auf den Wasserflächen gab es Platz für gemächliches Entenleben. Eben schlüpfte ein Blässhuhn aus dem Schilf und führte seine zwei rotköpfigen Winzlinge spazieren. Die seit einigen Jahren aus Spanien eingewanderten Kolbenenten prunkten mit ihrem strohgelben Kopf und dem roten Schnabel, und der pfiffige Zwergtaucher neckte die Beobachter mit seinem Tauchab-Tauchauf… Eine einzige Lachmöve hatte sich kurz an ihren ehemaligen Brutplatz verirrt.
Mit dem Fernrohr konnten auch die Stelzvögel draussen auf dem Wasserarm "herangeholt" werden: die Graureiher beim Fischen oder reglos auf den Büschen hockend, die gleich grossen schlankeren Silberreiher mit den gelben Schnäbeln und dann eben noch ein weiteres Highlight, der zierliche, seltene Seidenreiher mit den Schmuckfedern an Kopf und Schultern.
Auch die Brachvogelgruppe weit draussen auf gemähter Wiese war nur mit dem Fernrohr auszumachen.
Verschiedene seltene Greifvögel nutzten die heisse Sommerluft als Aufwind: Rohrweihe, Baumfalke, Mäusebussard und und und….
Besonderen Eindruck machten auch die zierlichen Rohrsänger, die sich immer wieder im Röhricht bewegten, aufflogen und wieder versteckten oder eben auf oberster Halmspitze ihren Gesang hören liessen. Der weitgereiste Sumpfrohrsänger kann nicht nur seine eigene Strophe, sondern ist ein perfekter Imitator anderer Vögel und lässt mitunter auch Strophen hören, die er auf seinem Winteraufenthalt in Afrika gelernt haben muss.
Mit viel Sommerwärme im Körper, mit Sommerstimmen im Ohr und Sommergerüchen in der Nase und mit viel Wissenswertem im "Rucksack" verabschiedete man sich von dem traumhaften Stück Erde und von der Begleiterin
Winnie Rutz.

Bäckereimuseum

In Benken wartete ein wohlverdienter Zmittag und ein weiterer Höhepunkt, das Bäckereimuseum von Reinhold Wicks Bruder. Als in den letzten Jahrzehnten immer mehr Bäckereien ihre Betriebe schlossen, hat er als unermüdlicher Sammler all die Gerätschaften zusammengetragen und sie für die Oeffentlichkeit zugänglich gemacht, eine beachtliche Sammlung und ein spannender Einblick in das Bäckerleben von annodazumal.

Katharina Germann

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