Exk. Bannriet 07.05.12 - Ornithologischer Verein Gais AR

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Exk. Bannriet 07.05.12

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Feuchter Maibummel des OV Gais ins Altstätter Bannriet


Es war Punkt sechs Uhr am letzten Samstag, als sich auf dem Schulhausplatz 10 Interessierte des OV Gais für ihre Tour ins Altstätter Bannriet bereitmachten. Röbi Nagel, der Vogelschutzexperte des OV Gais, hatte sich bereit erklärt, die Exkursion zu führen. Das Wetter war alles andere als maienhaft. Ohne Schirm und Regenjacke war da nichts zu machen.

Gleich zu Beginn, als die Gruppe von der Letzau (Montlingen) her in die Riedlandschaft einwanderte, wurde sie durch einen stattlichen auffliegenden Silberreiher begrüsst. Bald war man mitten drin in der "Mischlandschaft" von Landwirtschaft und Naturschutzgebiet. Graureiher und Störche spazierten an Gräben und in Äckern umher und stocherten nach Fressbarem. Irgendein Spassvogel hatte hinter einem Gebüsch gar eine naturgetreue Storchattrappe aufgestellt, der es gelang, die eifrigen Beobachter hinters Licht zu führen. Ganz kurz zeigte sich gar ein Purpurreiher, machte sich leider aber rasch wieder unsichtbar. Dafür liess sich in einem nahen Gebüsch der buchfinkähnliche, melancholische Gesang des Fitis vernehmen. Immer wieder waren die Spektive bereit, weit entfernte Raritäten heranzuholen, so z.B. eine Goldammer mit strahlend gelbem Köpfchen, die ihr "psi psi psi psi psi tsssss" in die kühle Regenluft hinaussang. Das soll laut Vogelwarteinterpretation heissen: "wie wie  wie  wie  wie  ich hab dich lieeeb"!
Das Fernrohr holte auch einen Mäusebussard "heran", der sich in einer Ackerfurche ausruhte. Auf einem Feldweg hoppelte ein Hase davon. In diesem vielfältigen Gebiet mit Wiesen, Äckern, Sümpfen, Hecken und Kleingehölzen fühlt sich dieser Vierbeiner in den letzten Jahren zusehends wieder wohl.
Auf der Astgabel einer alten Weide war das eifrig besuchte Nest von Wacholderdrosseln auszu-machen. Krammetsvögel oder Wacholderdrosseln wurden früher oft gefangen und gegessen. In Urgrossmutters Kochbüchern sind noch entsprechende Rezepte zu finden. Heute sind sie wieder in grossen Gruppen anzutreffen, brüten auch als einzige Drosselart gemeinsam in Kolonien und verteidigen ihr Revier mit cleveren Methoden: z.B. mit Sturzflügen über Krähen und Greifvögeln, denen sie gleich noch eine Ladung Kot auf ihr Gefieder verpassen, was von den Angreifern überhaupt nicht geschätzt wird, denn der ätzende Kot zerstört ihre schützende Fettschicht.

Mittlerweile war der Regen aufdringlicher geworden und zwang die Vogelbeobachter, sich zum grossen Beobachtungsturm zurückzuziehen, um ihre Feldstecher und Rohre nicht immer wieder von Regentropfen und Dampfbeschlag reinigen zu müssen. Der Turm gewährt einen weiten Blick in die Teiche und Schilfbestände rundherum. Im Storchenhorst nahe der alten Torfmühle konnten die Fernrohre "Herrn Adebar" ausmachen, der von seinem Futterspaziergang zurückgekehrt war.
Und unten im Teich quakten die Frösche um die Wette. Ein alleinstehendes Blässhuhn kurvte im Schilfbestand herum und plötzlich war da auch einer dieser putzigen, kleinen Zwergtaucher, die so eifrig hin und herschwimmen und schwups wieder in einem Wasserkringel verschwunden sind.


Dank seiner perfekten Tarnfarbe fast nicht zu erkennen war der Grünspecht, der im Gras mit seinem spitzen Schnabel und der langen Zunge den Grund unermüdlich nach Ameisen und andern Insekten durchpflügte. Weiter draussen im Wiesland spazierte ein Fasanenpaar. Diese imposante, bunte Vogelart wurde ehemals aus Asien bei uns als Jagdwild eingeführt. Ausser hier im Rheintal und im Genfer Gebiet sind die Fasanenbestände der Schweiz nur noch durch Hegemassnahmen aufrechtzuerhalten.

Dann war da noch der Ruf des Kuckucks, der den Beobachtern "Geld im Sack fürs ganze Jahr" versprach. Das Spektiv von Merlin Hochreutener hatte den scheuen Vogel kurz "einfangen" können. Merlin war es auch, der eine besondere Rarität, eine Kurzzehenlerche "erhaschen" konnte. Dann gab es noch allerlei andere Sänger zu sehen und zu hören: Sumpf- und Kohlmeisen, Distelfinken, Stare, Buchfinken. Der grosse Brachvogel gab sich leider nur durch seinen Ruf zu erkennen….
So wurde die kühl-feuchte Regenexkursion doch noch ein Erfolg. Und nachdem sich die nahe Besenbeiz als Flop erwiesen hatte - die Betreiber hatten auf Heidelbeerplantage umgestellt -
freuten sich die Ornithologen auf den wärmenden Trunk in einem Gaiser Café. Herzlichen Dank den versierten Organisatoren für den lehrreichen Vormittag!

Katharina Germann

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